10 Jahre Südsudan

Wie sich das jüngste Land entwickelt hat

Am 9. Juli 2021 begeht der Südsudan sein 10-jähriges Bestehen. Viel Grund zum Feiern hat der jüngste Staat der Welt jedoch nicht. Vor welchen Herausforderungen steht das Land? Und welche Unterstützungen leistet Hoffnungszeichen seit 1994? Begleiten Sie uns auf einer Zeitreise durch den Südsudan.
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südsudan armut kinder

1983

Der südliche Sudan strebt seit dem Jahr 1983 eine Unabhängigkeit vom Sudan an und befindet sich in einem permanenten Kriegszustand. Etwa vier Mio. Menschen leben als Folge des Krieges außerhalb der Region. Die Bewohner, die bleiben, sind meist von Armut, Hunger, mangelnder medizinischer Versorgung und fehlender Schulbildung betroffen.

1994

Hoffnungszeichen beginnt seine Arbeit im südlichen Sudan und leistet regelmäßig Not- und Katastrophenhilfe in Form von Hilfsgüterlieferungen. Zu diesem Zeitpunkt hat die Region etwa 5,5 Mio. Einwohner.

Seit dem Jahr 1994 leistet Hoffnungszeichen Not- und Katastrophenhilfe für die bedürftigen Menschen im südlichen Südan. Im Laufe der Jahre kommen nachhaltige Projekte wie Schul- und Klinikunterstützungen, Instandsetzung von Wasserpumpen oder Projekten zur Unterstützung von Frauen hinzu.
Seit dem Jahr 1994 leistet Hoffnungszeichen Not- und Katastrophenhilfe für die bedürftigen Menschen im südlichen Südan. Im Laufe der Jahre kommen nachhaltige Projekte wie Schul- und Klinikunterstützungen, Instandsetzung von Wasserpumpen oder Projekten zur Unterstützung von Frauen hinzu.

2005

Die sudanesische Regierung stimmt dem Friedensabkommen zu, der südsudanesischen Region Autonomie zu gewähren. In den Jahren nach dem Abkommen gibt es verschiedene Konflikte zwischen Truppen aus dem Norden und dem Süden des Landes.

2007

Der südliche Sudan ist reich an Bodenschätzen wie dem Erdöl, das aber häufig von ausländischen Firmen unter Missachtung von Umweltschutzstandards abgebaut wird. Durch die unsachgemäße Erdölförderung und -weiterverarbeitung wird das Trinkwasser verseucht. Allein in der Ölförderregion Thar Jath sind rund 180.000 Menschen davon betroffen. Hoffnungszeichen startet eine mehrjährige Kampagne gegen die Trinkwasserverschmutzung durch die Erdölindustrie

2008

Die erste Hoffnungszeichen-Gesundheitsstation in der südsudanesischen Stadt Duong wird eröffnet. Sie enthält ein umfassendes Angebot an Gesundheitsdiensten, Schwangeren- und Geburtsbegleitungen, Impfprogrammen, Aus- und Weiterbildungen des Personals sowie Ernährungsprojekten. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Südsudanesen beträgt zu der Zeit 53,6 Jahre.

2009

Um die Bevölkerung im verseuchten Erdölfördergebiet Thar Jath mit sauberem Wasser zu versorgen, werden sechs bis zu 300 Meter tiefe, solarbetriebene Trinkwasserquellen bis zum Jahr 2013 errichtet.

2011

Am 9. Juli 2011 wird der Südsudan ein unabhängiger Staat. Insbesondere vor dem Unabhängigkeitsreferendum kommt es zu größeren Rückkehrbewegungen von Flüchtlingen. Nach der Unabhängigkeit kehren zahlreiche weitere Menschen vor allem aus dem Sudan zurück, wo sie nicht mehr geduldet werden. Zu dem Zeitpunkt fallen rund 80 Prozent der bekannten Erdölvorkommen im Sudan auf das Gebiet des Südsudans. Das Land hat jedoch keinen eigenen Zugang zum Meer und bleibt daher darauf angewiesen, das Erdöl über den Sudan zu exportieren.

2012

Im Distrikt Rumbek wird ein Gesundheitszentrum mit einem Ambulanzbereich, einer Medikamentenausgabestelle, einer Schwangerschaftsvorsorge, einer Impfabteilung, einem Labor sowie einer HIV-AIDS-Beratung eröffnet.

Mütter warten mit ihren Kindern vor der Klinik in Rumbek. Viele Familien der Region sind auf die medizinische Hilfe von Hoffnungszeichen angewiesen.
Mütter warten mit ihren Kindern vor der Klinik in Rumbek. Viele Familien der Region sind auf die medizinische Hilfe von Hoffnungszeichen angewiesen.

2013

Am 15. Dezember 2013 beginnt ein erneuter Bürgerkrieg, der bis 2018 andauert. Mehr als 63.000 Menschen werden im Verlauf der Kämpfe zu Binnenflüchtlingen.

Die Gesundheitsstation in Duong wird zur Außenstelle und der Klinikbetrieb in der nahegelegenen Stadt Nyal ausgebaut. In diesem Geschäftsjahr werden in Duong und Nyal rund 33.000 Patienten behandelt.

Ein Arzt der Klinik in Nyal untersucht ein abgemagertes Kind. Mangelernährte Kinder werden mit Aufbaunahrung wie energiereicher Erdnusspaste versorgt.
Ein Arzt der Klinik in Nyal untersucht ein abgemagertes Kind. Mangelernährte Kinder werden mit Aufbaunahrung wie energiereicher Erdnusspaste versorgt.

2014

Die neu gegründete Hoffnungszeichen Stiftung startet mit einem Frauenprojekt in der Stadt Nzara und einem Kindergartenprojekt jeweils in Nzara und der Diözese Wau.

2015

Aufgrund des Bürgerkriegs gibt es im ostafrikanischen Land noch immer 1,5 Mio. Binnenflüchtlinge - über 730.000 Menschen sind in Nachbarländer geflohen. Mehrere Hunderttausend Menschen haben bis zu diesem Zeitpunkt im Bürgerkrieg ihr Leben verloren.

Hoffnungszeichen e.V. belegt mit wissenschaftlichen Untersuchungen, dass das Trinkwasser im Norden des Südsudans durch die Erdölförderung im Gebiet Thar Jath verschmutzt wird. 

Im Interview zum Tag der sozialen Gerechtigkeit: Klaus Stieglitz, Zweiter Vorstand und Menschenrechtsexperte von Hoffnungszeichen e.V.

Die Menschen um Thar Jath müssen wissen, was in ihrem Wasser ist. Über Jahre begleiteten uns viele internationale Journalisten auf unseren Aufklärungsreisen. Wir konnten ein breites Publikum auf die Umweltverschmutzung hinweisen. Doch vor allem die südsudanesische Bevölkerung musste informiert werden, damit sie sich für ihr Recht auf Trinkwasser einsetzen kann. Es geht hier um Leben ganzer Generationen. Wir können das nicht ignorieren und müssen handeln.

Klaus Stieglitz
Erster Vorstand von Hoffnungszeichen und Menschenrechtsexperte

2016

Hoffnungszeichen veröffentlicht das Buch „Das Öl, die Macht und Zeichen der Hoffnung“, in dem über die Trinkwasserverschmutzung durch die Erdölförderung im Südsudan berichtet wird. Auch in Deutschland wird das Öl verbraucht, das die Menschen im Südsudan krank macht.

Hand in einer Öllache

Globale Lieferketten verursachen an verschiedenen Punkten der Welt menschliches Leid, z.B. im Südsudan. In unserem Online-Forum am 22. Juli 2021 diskutieren wir mit renommierten Gästen über diese „Lieferkette des Leids" und das neue Lieferkettengesetz.

„Das Öl, die Macht und Zeichen der Hoffnung“ – Von Konzernen und dem Menschenrecht auf sauberes Wasser (Klaus Stieglitz mit Sabine Pamperrien | ISBN 978-3-907625-95-8 | Verlag rüffer & rub, Zürich)
„Das Öl, die Macht und Zeichen der Hoffnung“ – Von Konzernen und dem Menschenrecht auf sauberes Wasser (Klaus Stieglitz mit Sabine Pamperrien | ISBN 978-3-907625-95-8 | Verlag rüffer & rub, Zürich)

2017

Seit Februar herrscht im Südsudan eine von den Vereinten Nationen als solche anerkannte Hungersnot, wonach mehr als 100.000 Menschen der Hungertod droht und ca. 4,9 Mio. Menschen und damit über 40 Prozent der Bevölkerung auf Unterstützung mit Nahrungsmitteln angewiesen sind. Als Ursache für die Krise wurde insbesondere die fragile Sicherheitslage durch die weitverbreitete und anhaltende Gewalt genannt, die eine nachhalige Landwirtschaft verhindere.

Durch den Bürgerkrieg bedingt liegt die Erdölförderung im Südsudan in diesem Jahr bei etwas mehr als 100.000 Barrel pro Tag. Zum Vergleich: Vor der Unabhängigkeit im Jahr 2011 lag sie bei über 300.000 Barrel und im Jahr 2014 bei ca. 150.000 Barrel pro Tag. Etwa die Hälfte der Erlöse geht als Transitgebühr an den Sudan, ein großer Teil der verbleibenden Mittel an die chinesischen Produzenten. Die einheimische Bevölkerung profitiert kaum von den Erlösen und hat stattdessen die Umweltverschmutzung zu tragen.

Im Dorf Maker Kuei in der Region Rumbek unterstützt Hoffnungszeichen gemeinsam mit dem deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklungen den Neubau eines Klinikgebäudes.

2018

Am 12. September 2018 endet der im Jahr 2013 ausgebrochene Bürgerkrieg mit einem Friedensvertrag. Der verantwortliche Minister kündigt daraufhin an, die Ölproduktion im Südsudan wieder zu verstärken. 

Nachdem der Friedensvertrag unterzeichnet ist, kehren viele geflüchtete Familien von Tonga in ihre Heimat zurück.
Nachdem der Friedensvertrag unterzeichnet ist, kehren viele geflüchtete Familien voller Hoffnung in ihre Heimatdörfer zurück. Um den Rückkehrern ihren Neustart zu ermöglichen, unterstützt Hoffnungszeichen Menschen im Dorf Tonga mit Nahrungsmitteln.

2019

Die Analphabetenrate im ostafrikanischen Land beträgt 65,5 Prozent und zählt damit zu den höchsten weltweit. Hoffnungszeichen baut in der Diözese Rumbek elf Grundschulen und eine Sekundarschule auf bzw. aus. Insgesamt erhalten 8.000 Kinder Zugang zu Bildung.

2020

Mehr als 600.000 Menschen in den südsudanesischen Ölfördergebieten sind von der Trinkwasserverschmutzung betroffen. Hoffnungszeichen hat weitere wissenschaftliche Untersuchungen vorgenommen und schickt eine Protestnote an die südsudanesische Regierung. Zudem sendet Hoffnungszeichen als Teil der „Initiative Lieferkettengesetz" eine weitere Protestnote an Bundeskanzlerin Angela Merkel mit der Forderung ein Lieferkettengesetz zu initieren, das die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards entlang der Lieferketten sicherstellt.

Erdkugel in Ketten

Was denken Sie über das vom Bundestag verabschiedete Lieferkettengesetz? Teilen Sie uns Ihre Ansicht mit und testen Sie Ihr Wissen zur „Lieferkette des Leids" in einem Quiz. 

V.li.n.re.: Klaus Stieglitz (Hoffnungszeichen), Svenja Schulze (Umweltministerin), Viola Wohlgemuth (Greenpeace), Hubertus Heil (Arbeitsminister).
V.li.n.re.: Klaus Stieglitz (Hoffnungszeichen), Svenja Schulze (Umweltministerin), Viola Wohlgemuth (Greenpeace), Hubertus Heil (Arbeitsminister).

2021

Zehn Jahre nach dem Unabhängigkeitsreferendum herrschen noch immer Korruption, massive Menschenrechtsverletzungen und Hunger im ostafrikanischen Land. Die Bevölkerung ist von Angst, Not und Armut geprägt. Mehr als acht Mio. Einwohner sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 57,6 Jahren. Die Kindersterblichkeit ist mit 9,6 Prozent noch immer eine der höchsten der Welt und in den letzten Jahren kaum gesunken.

Hoffnungszeichen setzt seine Arbeit im Südsudan weiter fort. Auch in den nächsten Jahren helfen wir bedürftigen und ausgebeuteten Menschen in ihrer Not und stehen den Ärmsten mit Ihrer Unterstützung zur Seite:

Diese Hilfe im Südsudan unterstützen

 

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