Haaranalysen belegen:

Ölförderung im Südsudan vergiftet Menschen

Im Südsudan hat der malaysische Erdölkonzern Petronas das Trinkwasser von über 180.000 Menschen verunreinigt. Nun belegen wissenschaftliche Analysen von Haarproben, dass auf diese Weise zahlreiche Betroffene mit Blei und Barium vergiftet wurden.
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Betroffene Trinkwasserskandal Koch

Im Südsudan hat der malaysische Erdölkonzern Petronas, Sponsor des Mercedes-AMG-Petronas-Formel-1-Teams, durch unsachgemäßes Fördern und Weiterverarbeiten von Rohöl das Trinkwasser von über 180.000 Menschen verunreinigt. Nun belegen wissenschaftliche Analysen von Haarproben eine Gesundheitsgefährdung in Form einer chronischen Vergiftung durch die Schwermetalle Blei und Barium der Bewohner der Ölfeld-Region Thar Jath. Die Region im Teilstaat Northern Liech liegt am Rande des Sudd, einem der größten Sumpfgebiete der Welt, das durch den Nil gebildet wird.

Viele der Menschen dort sind bereits erkrankt. „Immer wieder haben uns Nachrichten aus der Bevölkerung erreicht, dass das Wasser aus den Handbrunnen krank mache“, sagte Klaus Stieglitz, Zweiter Vorstand von Hoffnungszeichen | Sign of Hope e.V., auf einer Pressekonferenz am 18.05.2017 in Berlin. „Wir werden den Menschen beistehen – mit Aufklärung und mit Tiefbrunnen, die sauberes Trinkwasser unterhalb des verunreinigten Wasserleiters erreichen.“

Zum Thema "Trinkwasserverschmutzung im Südsudan" finden Sie eine Pressemappe mit Grafiken, Karten und Bildern zum Download.

Prof. Dr. Pragst, Institut für Rechtsmedizin der Charité Berlin:
„Ursache sind schlecht entsorgte Abfälle der Erdölförderung“
Eine hydrogeologische Studie und die Analyse von Haarproben von Menschen aus dem betroffenen Gebiet belasten eindeutig die Ölindustrie vor Ort. „Die hohen Konzentrationen von Blei und Barium im Haar der Probanden aus der Ölfeld-Region Thar Jath wurden verursacht durch schlecht entsorgte Abfälle der Erdölerkundung und -förderung. Die Kontamination des Trinkwassers spielt dabei eine wesentliche Rolle. Andere Ursachen für die toxische Bleibelastung sind auszuschließen“, sagte Prof. Dr. Fritz Pragst, ehemaliger Leiter der Abteilung für Forensische Toxikologie des Instituts für Rechtsmedizin der Berliner Charité, auf der Pressekonferenz. Es wurden insgesamt 96 Haarproben von Bewohnern aus den vier Ortschaften Koch, Leer, Nyal und Rumbek mit unterschiedlichem Abstand zum Ölfeld Thar Jath entnommen. Diese Proben sind nach validierten Methoden in einem akkreditierten Labor analysiert worden.

Neben Schwermetallen wies die obere wasserführende Schicht im betroffenen Gebiet auch einen hohen Salzgehalt auf, so Prof. Dr. Pragst. Er kam zu dem Schluss, dass Bohrschlamm und Prozesswasser aus der Erdölförderung die Quellen der Verschmutzungen seien. „Die Ergebnisse weisen auf eine andauernde Gefährdung der Gesundheit der Bewohner hin“, sagte Prof. Dr. Pragst weiter und riet dringend zu medizinischer Untersuchung der Betroffenen einschließlich Blutanalysen und, wenn erforderlich, entsprechender medizinische Behandlung.

Hydrogeologische Studie
Bereits im Jahr 2014 hatte Hoffnungszeichen eine hydrogeologische Studie vorgelegt, die beweist, dass die Ölförderung in Thar Jath den oberen Grundwasserleiter auf lange Zeit mit Salzen und Schwermetallen kontaminiert hat. Für die Studie hat Hoffnungszeichen zwischen 2008 und 2010 insgesamt 90 Wasserproben an 76 Orten entnommen. Die Studienergebnisse wurden im November 2014 im „Zentralblatt für Geologie und Paläontologie“ publiziert und im Februar 2015 in Juba der Öffentlichkeit im Südsudan vorgestellt.
„Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist wegen der gewaltsamen Konflikte im Südsudan ohnehin eingeschränkt“, sagte Klaus Stieglitz. „Die notleidenden Menschen brauchen sauberes Trinkwasser zum Überleben.“ Verunreinigungen müssten in Zukunft ausgeschlossen sein. „Außerdem benötigen die Menschen dringend medizinische Hilfe. Hoffnungszeichen arbeitet mit Nachdruck an Lösungen.“

Die Ölförderung in dem betroffenen Gebiet liegt in Händen des Ölkonsortiums SPOC (Sudd Petroleum Operating Company). Mehrheitseigentümer ist der malaysische Öl- und Gas-Konzern Petronas (Petroliam Nasional Berhad), auch der südsudanesische Staat ist am Konsortium beteiligt. Petronas ist seit 2010 Hauptsponsor des Mercedes-AMG-Petronas-F1-Teams, dem Werksteam der Daimler AG in der Formel 1. Die beiden Konzerne Petronas und Daimler arbeiten auch in der technologischen Entwicklung im Motorsport eng zusammen.

Die Erkenntnisse von Hoffnungszeichen zur Trinkwasserverseuchung im Südsudan sind in dem im April 2016 erschienenen Buch „Das Öl, die Macht und Zeichen der Hoffnung“ (Verlag rüffer & rub) on Klaus Stieglitz und Dr. Sabine Pamperrien zusammengefasst.

Mehr Informationen unter: www.keingiftwasser.de oder in der Pressemappe.

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    Im Südsudan hat der malaysische Erdölkonzern Petronas das Trinkwasser von über 180.000 Menschen verunreinigt. Nun belegen wissenschaftliche Analysen von Haarproben, dass auf diese Weise zahlreiche Betroffene mit Blei und Barium vergiftet wurden.

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