Eindeutiger Beweis

Schwere Umweltverschmutzung in den Ölfeldern im südlichen Sudan

Nach einer sechstägigen Aufklärungsreise in die Ölfelder von Unity, Al Nar und Toma im südlichen Sudan fand ein Hoffnungszeichen-Menschenrechtsteam aktuelle Beweise, dass Ölfirmen das Grundwasser verschmutzen.
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Menschenrechtsexperte Klaus Stieglitz bei Untersuchungen im Südsudan.
Menschenrechtsexperte Klaus Stieglitz bei Untersuchungen im Südsudan.

Nairobi – Der Zweite Vorstand von Hoffnungszeichen | Sign of Hope e.V. Klaus Stieglitz stellt die Untersuchungsergebnisse vor, die er mit seinem Team während der sechstägigen Erkundungsreise in den süd-sudanesischen Ölfeldern Unity, Al Nar und Toma South gesammelt hatte. 

„Wir sahen augenscheinliche Beweise einer dramatischen Verschmutzung in den Ölfeldern   von   El   Nar, Toma   South   und   Unity.   Im   Unity   Ölfeld   brachten Untersuchungen des Prozesswasser Management Systems der Aufbereitungsanlage schockierende Ergebnisse zu Tage. In der Nähe der Aufbereitungsanlage konnten wir große, mit Öl gefüllte Tümpel sehen. Diese Becken sind nicht mit Plastikplanen ausgekleidet. Daher können die Schadstoffe ungehindert in den Grund versickern und in die oberste Wasserschicht eindringen, welche eine wichtige Trinkwasserquelle für mehr als 180.000 Menschen in den betroffenen Gebieten nördlich von Bentiu darstellt. Die sogenannte „Bio-Kläranlage“ ist nicht mehr als ein Sickergrubensystem, in dem das Prozesswasser, welches bedeutende Mengen an Schadstoffen enthält, in den Boden abgeführt wird. 

Weiterhin besichtigten wir eine Anlage, bei der aktuell Öl gefördert wird. Bohrflüssigkeiten, die normalerweise beachtliche Mengen an giftigen Chemikalien enthalten, können ungehindert in den Boden versickern, da auch hier keine Plastikabsicherung vorhanden ist. 

Bei den Aufbereitungsanlagen in Toma South und Al Nar sahen wir ähnliche Tümpel, die mit Öl gefüllt und nicht mit Schutzplanen ausgelegt waren. Das Prozesswasser wird direkt im Boden entsorgt, da die Becken auch in diesem Fall nicht mit Plastikplanen ausgelegt sind. Wir fanden undichte Container, die jeweils mit ca. 1.000 Litern Öl gefüllt waren und bei beiden Anlagen am Rand des Beckens abgestellt wurden, so dass deren Inhalt langsam in den Grund versickern kann.“ 

Stieglitz fasst die Untersuchungsergebnisse des Teams zusammen: 

„Was wir in den Ölfeldern gesehen haben, ist eine Umweltkatastrophe. Die Firmen, die in der Region Öl fördern und herstellen, bringen die Leben von mehr als 550.000 Menschen im Teilstaat Unity in Gefahr. Die verantwortlichen Ölfirmen sind dabei, den Sudd, das weltweit größte Sumpfgebiet zu   zerstören, in   dem   sie   ihre Produktionsabfälle praktisch unbehandelt in die Natur kippen. 

Wir verurteilen diese Art der ,Schadstoffentsorgung’“ aufs Äußerste und fordern die beteiligten Firmen auf, ihr umweltpolitisches Verhalten umgehend und grundlegend zu ändern. Entsprechend den Wasseranalysen, die wir vor Ort entnommen haben, und gemäß unseren früheren Untersuchungsergebnissen hat die Verschmutzung bereits den obersten Trinkwasserleiter erreicht. Wir haben Wasserproben an verschiedenen Trinkwasserbrunnen   im   ganzen   Bereich   des   Unity   genommen.   Einige   der Wasserproben   beinhalteten   eine   extrem   hohe   Konzentration   von   Salz   und Schwermetallen wie Blei und Chrom. Hoch salzhaltiges Wasser verursacht Durchfall, was unbehandelt zum Tod führen kann. In einem Wasserbrunnen betrug die Menge an Blei 0,17 mg/l, was die Richtlinien der WHO in Bezug auf Trinkwasser um das 17- fache übersteigt.  Blei kann zudem zu Verzögerungen in der körperlichen oder geistigen Entwicklung von Kindern führen. Erwachsene können Nierenschäden davontragen. 

Die  Regierung  von  Khartoum  muss  umgehende  Schritte  einer  systematischen Überwachung   einleiten,   um   zu   gewährleisten,   dass   die   im   ganzen   Sudan operierenden Firmen die Bestimmungen der sudanesischen Trinkwasserrichtlinien einhalten, welche von der Sudanese Standards and Metrololgy Organization 2002 herausgegeben  wurden. Normen für sauberes Trinkwasser existieren bereits, sie müssen jedoch umgesetzt werden. 

Wir haben der Regierung von Unity State im südlichen Sudan unsere bisherigen Untersuchungsergebnisse über die Verseuchung von Grundwasserressourcen durch die Ausbeutung und Ölproduktion von Firmen im Thar Jath Ölfeld übermittelt. Die Regierung des Teilstaats Unity zeigte sich besorgt und ermutigte uns, unsere Aktivitäten auf weitere Ölfelder nördlich der Stadt Bentiu auszudehnen. Wir haben unsere Erkundungsreise in Begleitung von William Garjang Gieng, dem Minister für Umwelt und natürliche Ressourcen von Unity State, durchgeführt.“ 

Seit   Februar 2008 hat Hoffnungszeichen | Sign of Hope e.V. mehrere Aufklärungsreisen in die Ölfelder von Thar Jath und Mala, südlich von Bentiu durchgeführt. Die Gruppe identifizierte die Bohrgruben und die in den Sumpfgebieten abgelagerten Prozesswasserrückstände der Thar Jath Aufbereitungsanlage als die beiden Hauptursachen für die Verschmutzung. 

Hoffnungszeichen konnte den direkten Zusammenhang zwischen den entsorgten Rückständen und der Verunreinigung von Trinkwasser wissenschaftlich belegen. Die Menschenrechtsorganisation beauftragte eine unabhängige Wissenschaftlerin, die mehr als 50 Wasserproben analysierte. 

Die Ölfelder Toma South, Al Nar und Unity liegen alle in Block 1. Das dort tätige Konsortium   heißt   GNPOC (Greater   Nile   Petroleum   Operating   Company). Anteilseigner sind: CNPC 40%, Petronas 30%, ONGC Videsh 25% und Sudapet 5%. 

Das Ölfeld von Thar Jath liegt in Block 5 A. Das dort operierende Konsortium heißt WNPOC (White Nile Petroleum Operating Company). Anteilseigner sind: Petronas: 68,875 %, ONGC Videsh India 24,125%, Sudapet 7%. 

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  • Eindeutiger Beweis schwerer Umweltverschmutzung (Pressemeldung vom 17.11.10)

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