Afrika

Dem Kontinent droht eine Katastrophe

Die afrikanischen Gesundheitssysteme sind der Belastung einer Pandemie nicht gewachsen. In unserer ugandischen Krankenstation rüsten sich die einheimischen Mitarbeiter für Corona-Erkrankungen, so gut es möglich ist.
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 In den Armenvierteln der großen Städte Afrikas, wie hier in Nairobi (Kenia), mangelt es häufig an sauberem Wasser und grundlegender Hygiene. Die dichte Besiedelung macht das „Abstandhalten“ für die Menschen unmöglich.
In den Armenvierteln der großen Städte Afrikas, wie hier in Nairobi (Kenia), mangelt es häufig an sauberem Wasser und grundlegender Hygiene. Die dichte Besiedelung macht das „Abstandhalten“ für die Menschen unmöglich.

Mitte April herrscht noch Ruhe vor dem Sturm. Die zusätzlichen Kartons mit den Einmal-Handschuhen stehen in einem Regal unserer Klinik im ugandischen Kosike bereit, auch Mundschutz und Desinfektionsmittel sind in größeren Mengen vorhanden als üblich. Was irgend möglich ist, haben unsere Mitarbeiter vor Ort schon organisiert, um gegen das Coronavirus gerüstet zu sein.

Menschenrechtsverletzungen durch „Schutzmaßnahmen“

Afrika blieb länger von Covid-19 verschont als andere Teile der Welt. Doch die Afrika-Regionaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation, Matshidiso Moeti, sprach schon am 23. März gegenüber der tagesschau von einem „extrem schnellen Prozess“. Inzwischen ist Covid-19 in allen 54 afrikanischen Ländern angekommen. „Dem Kontinent droht die größte Katastrophe seit Kolonialismus und Sklaverei. Die Gesundheitssysteme afrikanischer Staaten dürften einer Belastung, wie sie China, Europa und die USA erleben, nicht gewachsen sein: Angesichts fehlender Intensivstationen und Beatmungsgeräte muss mit Hunderttausenden, wenn nicht Millionen von Opfern gerechnet werden“, so Der Tagesspiegel. Neben Schutzausrüstung, Gesichtsmasken und Beatmungsmaschinen fehlt es an Test-Sets.

Viele afrikanische Staaten versuchen seit Ende März, durch harte Einschränkungen die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Dabei kommt es auch zu gravierenden Menschenrechtsverletzungen. „Hunderte Pendler in der Hafenstadt Mombasa, die es am Freitagabend nicht rechtzeitig nach Hause geschafft hatten, wurden von Polizisten zusammengetrieben und verprügelt. Auch aus Ruanda und Simbabwe werden Vorfälle von Polizeigewalt gemeldet“, berichtet Der Tagesspiegel am 31. März.

Angst in den Armenvierteln

In den riesigen Armenvierteln, in denen viele Menschen auf engstem Raum zusammenleben, ist die Gefahr massenhafter Infektionen besonders groß. Hinzu kommen ganz existenzielle Probleme. In dem Slum Kangemi im Westen von Nairobi haben die Menschen Angst vor dem Coronavirus aber noch mehr fragen sie sich, wie sie jetzt überleben sollen. Ein staatliches Sozialsystem gibt es in Kenia praktisch nicht. Evington Wawire arbeitete in einem Hotel und wurde aufgrund der Pandemie entlassen. „Was werden wir in den nächsten zwei bis drei Monaten essen?", fragt er.

Unsere Aufgabe ist es jetzt, mit aller Kraft unsere Hoffnungszeichen-Mitarbeiter und unsere Partner in Ostafrika zu unterstützen. Dazu gehören beispielsweise über Covid-19 informierende Radiosendungen in Illeret (Kenia), die Beschaffung von Schutzausrüstungen und mehrerer Sauerstoffkonzentratoren in unserer Klinik im ugandischen Kosike sowie die Unterstützung einer Gesundheitseinrichtung im südsudanesischen Rumbek mit Hygieneartikeln und Schutzmasken.

Liebe Leserinnen und Leser, wir haben die Förderpartnerschaft „Notlagen & Katastrophen“ geschaffen. Als Förderpartner mit diesem Schwerpunkt ermöglichen Sie es, Soforthilfe bei plötzlichen, akuten Notlagen zu leisten und Menschenleben zu retten. Danke, dass Sie in diesen Tagen, in denen jeder von uns Einschränkungen, Probleme und Sorgen zu meistern hat, beim Einsatz für die besonders Bedürftigen an unserer Seite sind!

 Aktuelle Infos zu unserer Corona-Hilfe finden Sie unter: www.hoffnungszeichen.de/corona

Dr. Lucia Sorrentino, Leiterin unserer Ostafrika-Projekte
Dr. Lucia Sorrentino, Leiterin unserer Ostafrika-Projekte

Interview mit Lucia Sorrentino

Dr. Lucia Sorrentino, die für Hoffnungszeichen in Nairobi die Hilfsprojekte in Ostafrika leitet und koordiniert, beantwortet Fragen zur aktuellen Situation:

Wie gut sind die nationalen Gesundheitssysteme in Ostafrika auf das Coronavirus vorbereitet?

Leider sehr schlecht. Die überfüllten öffentlichen Verkehrsmittel bieten ideale Bedingungen für die Verbreitung des Virus. Und in den Slums herrschen jämmerliche Hygieneverhältnisse. Es mangelt an fließendem Wasser. Die Leute können sich nicht einmal ordentlich waschen. Der Umgang mit der drohenden Gefahr ist sehr unterschiedlich. Kenia, Uganda und Südsudan haben frühzeitig restriktive Maßnahmen erlassen, wie etwa eine Quarantäne für Einreisende. Äthiopien hat das hingegen nicht getan.

Was wird am dringendsten gebraucht?

Überall fehlt es an Schutzausrüstung wie etwa Masken Handschuhe und Schutzbrillen. Ohne diese sind vor allem Ärzte und Krankenschwestern selbst sehr gefährdet. Es fehlt auch an einfachen Geräten etwa zum Fiebermessen, und allem mangelt es an Testmöglichkeiten. Dadurch ist die Ausbreitung des Virus nicht beobachtbar.

Sind sich die Menschen der Gefahr bewusst? Wie groß sind Angst und Sorge?

Meine Familie und ich leben in Nairobi, und dort sind Straßen teilweise recht leer. Die Menschen bleiben zu Hause. Meine Tochter hat schon etwas Angst, auf die Straße gehen. Aber ich habe das Gefühl, dass viele Leute nicht ganz mitbekommen, was passiert, weil sie zu sehr mit anderen Sorgen beschäftigt sind. Etwa mit der Frage, ob sie ihre beit behalten und wie sie ihre Familie am nächsten Tag satt bekommen, wenn sie ihr Einkommen verlieren sollten.

Wie beeinflusst die Corona-Krise Ihre tägliche Arbeit?

Ich mache mir große Sorgen um unsere Mitarbeiter, die abgelegenen Gebieten arbeiten und dort keine Schutzausrüstung haben. Unsere Projekte der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit werden wir auf jeden Fall ungebremst fortführen. Wir beschaffen zudem Schutzausrüstung und bereiten uns auf die weitere Verbreitung von Covid-19 vor. Ich hoffe auf weltweite Solidarität, denn Ärmsten leiden am meisten und benötigen gerade jetzt viel Hilfe. Herzlichen Dank an alle, die trotz der eigenen Sorgen und Ängste an die Menschen in Ostafrika denken!

 

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