Ukraine

Hoffnungszeichen vor Ort

Hoffnungszeichen möchte seine Hilfe in der Ukraine ausbauen und bereitet im Westen des Landes ein großangelegtes, grenzüberschreitendes Projekt vor. Zwei erfahrene Mitarbeitende waren vor Ort.
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Sebastian Kunze, Projektmanager für humanitäre Hilfe, bereitet vor Ort das Hilfsprojekt vor, bei dem auch die griechisch-katholische Diözese Košice als Partner mitwirkt.
Sebastian Kunze, Projektmanager für humanitäre Hilfe, bereitet vor Ort das Hilfsprojekt vor, bei dem auch die griechisch-katholische Diözese Košice als Partner mitwirkt.

Wie entwickeln sich die Flüchtlingsbewegungen in der Ukraine?

Alina Mikus: Zu Kriegsbeginn sah die Situation ganz anders aus, als es im Moment der Fall ist. Zuerst sind sehr viele Flüchtlinge über die Grenzen der Nachbarländer geströmt, um dort sichere Zuflucht zu suchen. Mittlerweile hat der Strom der Flüchtlinge stark abgenommen, dafür befinden sich immer mehr Binnenvertriebene im Westen des Landes. Die Menschen möchten, falls irgendwie möglich, ihr Land nicht verlassen und sammeln sich daher in dem – mit dem Rest des Landes verglichen – noch relativ sicheren Westen. Die ersten Flüchtlinge kehren sogar bereits zurück in die Ukraine. Die Situation ist jedoch sehr dynamisch und schwer prognostizierbar. Je nach Kriegsverlauf kann es in wenigen Tagen oder Wochen schon wieder ganz anders aussehen. 

Welches Hilfsprojekt soll in den westlichen Grenzregionen der Ukraine initiiert werden?

Sebastian Kunze: Hoffnungszeichen hat bereits eine ganze Reihe von Hilfsprojekten innerhalb und außerhalb der Ukraine durchgeführt. Jetzt arbeiten wir mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes – also des deutschen Außenministeriums – an einem weiteren überregionalen Projekt, das weit größer sein wird als die bisherigen Projekte. Wir wollen 20.000 Geflüchteten beistehen, die durch den Krieg ihr Zuhause verloren haben – 18.000 Binnenvertriebenen in der Westukraine und 2.000 Flüchtlingen in der Slowakei.

Wie ist die Projektidee entstanden?

Alina Mikus: Zunächst haben wir vor Ort in der Slowakei und in der westlichen Ukraine mit Partnern gesprochen und die dringendsten Bedürfnisse in Erfahrung gebracht. Dabei zeigte sich, dass die Flüchtlinge und Binnenvertriebenen ganz besonders Notunterkünfte und Unterstützung für den Lebensunterhalt brauchen. Außerdem fehlt es an medizinischer Versorgung und psychologischer Hilfe für die teils schwer traumatisierten Menschen.

Mit welchen Partnern arbeitet Hoffnungszeichen bei diesem Projekt zusammen?

Sebastian Kunze: Es handelt sich um insgesamt vier Projektpartner: zwei griechisch-katholische Diözesen in der Slowakei und in der Ukraine sowie die beiden Hilfsorganisationen People in Need – Slovakia und Insha Osvita. Mit allen führt Hoffnungszeichen seit Kriegsbeginn bereits erfolgreich Projekte durch.

Hoffnungszeichen-Mitarbeiterin Alina Mikus bespricht mit Vojtech Boháč, Bischofs-Vikar der Diözese Košice, was die dringendsten Bedürfnisse sind.
Hoffnungszeichen-Mitarbeiterin Alina Mikus bespricht mit Vojtech Boháč, Bischofs-Vikar der Diözese Košice, was die dringendsten Bedürfnisse sind.

Wie stimmen Sie die Hilfe mit anderen internationalen Akteuren ab?

Alina Mikus: Wie in allen Katastrophen- und Krisengebieten ist für uns auch in der Ukraine das Koordinationsbüro der Vereinten Nationen eine wichtige Anlaufstelle. Dort haben wir Informationen über Bedarfslücken gesammelt und mit anderen Organisationen besprochen, wer was abdecken kann. Bei solchen Meetings sind oftmals auch Regierungsvertreter anwesend, sodass auch die Regierung stets über die Hilfsprojekte informiert ist und noch benötigte Informationen bereitstellen kann. An den Koordinationsmeetings nehmen wir und unsere Partnerorganisationen regelmäßig teil. Im Austausch zu bleiben, ist wichtig, um möglichst schnell und effizient auf die sich rasch verändernde Situation reagieren zu können.

Sicher haben Sie auch Flüchtlingsunterkünfte besucht?

Sebastian Kunze: Wir haben u. a. in der Westukraine vier Notunterkünfte besucht. Das waren zwei Schulgebäude, ein an der Grenze liegender umfunktionierter Einkaufsladen und ein Kindergarten. Während die zwei Schulgebäude in einem guten Zustand waren, sind im Kindergarten noch bauliche Verbesserungen notwendig. Bis spätestens September soll der Schulbetrieb wieder starten, deswegen werden dringend alternative Unterkunftsmöglichkeiten benötigt.

Wie gehen Sie damit um, in einem von Krieg betroffenen Land zu arbeiten?

Alina Mikus: Unser Aufenthalt in der Ukraine bedeutete, dass wir zwar in einem Kriegsland waren, aber nicht im Kriegsgebiet. Zum Zeitpunkt unseres Aufenthaltes war die Westukraine nicht unmittelbar von Kampfhandlungen betroffen. Eine Sicherheitsanalyse vor dem Besuch hat uns das Vertrauen gegeben, dass das Risiko kalkulierbar war.

Was hat Sie besonders berührt?

Sebastian Kunze: Ich habe bei unserem Besuch in der Westukraine eine große Solidarität und einen Zusammenhalt der Menschen dort wahrgenommen. Die Hilfsbereitschaft der Menschen im Westen der Ukraine gegenüber den Binnenvertriebenen aus den östlicheren Landesteilen fand ich sehr beeindruckend. Auch in der Slowakei gibt es diese große Hilfsbereitschaft. Menschen, die sich völlig fremd waren, haben einander geholfen.

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