Hunderttausende Menschen suchen Schutz in Lagern
Angesichts anderer Krisen auf der Welt dürfe die humanitäre Notlage im Jemen nicht in Vergessenheit geraten, warnen die Vereinten Nationen. Mehr als 370.000 Menschen wurden in der weltweit größten humanitären Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg bereits getötet, Millionen mussten vor dem Krieg flüchten und leben als Binnenvertriebene unter menschenunwürdigen Bedingungen in riesigen Lagern. Geregelter Alltag, Schulbesuch, Einkommen, Gesundheit und ausreichend Ernährung sind so für viele Menschen massiv eingeschränkt. Unsere Hilfe ist deshalb in vielerlei Bereichen nötig und überlebenswichtig.
Mit Viehzucht aus dem Elend
Um Hunger und Abhängigkeit gleichermaßen zu bekämpfen, haben wir gemeinsam mit unserer lokalen Partnerorganisation Relief and Development Peer Foundation (RDP) erneut ein Tierzuchtprojekt initiiert, mit dem wir 20 Einzelpersonen oder Familien im Distrikt Al-Marawi’ah im westlichen Gouvernement Al-Hudaida beistehen. Ein Tierarzt wählt die Schafe bzw. Ziegen aus, untersucht und impft sie und berät auch die Empfängerfamilien bei Fragen und Problemen. Die Tiere gehören zu Rassen, die an die lokalen Bedingungen gut angepasst sind. Gemeinsam mit professionellen Helfern bauen die begünstigten Familien Ställe für die Tiere; auch Workshops über Pflege und Absatz der erwirtschafteten Produkte wie Milch und Wolle finden statt. Bei einer Entscheidung für Schafe sind zwei weibliche und ein männliches Tier der Auftakt in eine neue, gesicherte Existenz. Die ersten drei Lämmer werden einer anderen bedürftigen Familie übergeben, sodass viele Menschen von dem Projekt profitieren. Weiterer Nachwuchs darf behalten oder verkauft werden.
Die 70-jährige Aisha lebt als Binnenvertriebene allein in einem Flüchtlingslager und kann sich als Teilnehmerin beim letztjährigen Projekt nun mit der Viehzucht selbst versorgen; auch ihre benötigten Medikamente kann sie kaufen. „Diese Schafe machen mir sogar an diesem trostlosen Ort Freude“, erzählt die Frau dankbar. Auch Amina schöpft Hoffnung, seit sie ihre „Startschafe“ hat. Sie verlor durch den Krieg und die Flucht ihre Arbeit in einem Krankenhaus. Die 30-Jährige hatte kein Einkommen mehr, um sich und ihre kranke Mutter, die an Diabetes leidet, zu versorgen. Mit ihrer kleinen Schafzucht konnte sie ihre Einkommenssituation wieder stabilisieren.
Aber nicht nur Tierzuchtprojekte helfen den Menschen vor Ort. Viele Stellschrauben müssen justiert werden, damit ein menschenwürdiges Leben möglich ist – auch und gerade weil der Krieg im Jemen so viele Menschen ins Elend stürzt. Rund 32 Mio. Einwohner hat das Land – zwei Drittel sind auf humanitäre Unterstützung angewiesen.
Lebensmittel werden immer teurer und verschärfen den Hunger
Nach Angaben des Welternährungsprogramms benötigten im April 17,4 Mio. Menschen Nahrungsmittelhilfe, bis Jahresende könnten es 19 Mio. sein. Gut 2 Mio. Kinder leiden unter akuter Mangelernährung – ein Viertel davon in einem lebensbedrohlichen Ausmaß. Die Lebensmittelpreise im Jemen sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Der Krieg in der Ukraine – von dort importiert der Jemen ein Drittel seines Weizenbedarfs – hat für einen weiteren dramatischen Anstieg von 30 Prozent gesorgt; hinzu kommt wie in vielen anderen Ländern die Belastung durch höhere Energiepreise. Regelmäßige Mahlzeiten sind für viele Menschen nicht mehr möglich.
Nahrung und Hygiene für Familien
Daher stellen wir in Al-Marawi’ah 110 Haushalten Lebensmittel für einen Zeitraum von drei Monaten zur Verfügung. Ein wichtiges Thema ist auch Hygiene – als weiteres Projekt in der Region ermöglichen wir die Errichtung von 30 Latrinen sowie die Verteilung von Hygiene-Paketen. Jede Gabe von Ihnen hilft den Menschen im Jemen. Danke für Ihren Beistand!
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