Ruhig ziehen Fische in dem kleinen Kanal ihre Bahnen, und Enten schnappen nach Kleingetier im Wasser. Saftig grün stehen die Reispflanzen im Feld. Zufrieden räumt Mithu Rani Giri ihre Arbeitsgeräte beiseite. Erschöpfung zieht schmerzhaft durch den Körper der 38-Jährigen. Die Arbeit im Reisfeld ist hart. Heute hat sich die Frau um Setzlinge gekümmert. Ihre ganze Familie ist mit der kleinen Landwirtschaft beschäftigt, doch sie ist diejenige, die Aufgaben verteilt und erklärt, was auf welche Weise zu erledigen ist. Und das tut sie darüber hinaus auch als Leiterin einer kleinen Kooperative von 13 anderen Bauernfamilien.
Existenzen sichern, ökologisch wirtschaften
„Mein Leben hat sich sehr verändert“, erzählt Mithu Rani Giri, während sie sich die erste größere Pause an diesem arbeitsreichen Tag gönnt. „Ich ging nur sieben Jahre zur Schule, danach wurde ich verheiratet, habe die Kinder geboren. Mein Mann und ich arbeiteten auf dem Gehöft meiner Schwiegereltern, aber es lief nicht gut. Heute weiß ich, dass wir vieles falsch gemacht haben, zum Beispiel das Düngen. Uns machten fehlender Regen, die Zyklone und Temperaturschwankungen zu schaffen. Die Pflanzen wuchsen nicht gut, und wir hatten keine Ahnung, wie wir das ändern konnten. Es war keine gute Zeit.“
Doch dann wurde Mithu Rani Giris Familie von unserem lokalen Partner Development Research Communication and Services Centre (DRCSC) für eine Schulung ausgewählt. In einem dreijährigen Projekt helfen wir Leidtragenden des Klimawandels auf den Sunderban-Inseln im Mündungsbereich des Ganges. Ziel ist, eine den sich ändernden Bedingungen angepasste ökologische Landwirtschaft zu kultivieren. Rund 3.000 Menschen lernen zunächst, wie eine nachhaltige Land- und Viehwirtschaft betrieben wird.
Doch das Programm ist viel umfangreicher. Mit bisher rund 68.000 Setzlingen wurde zur Wiederaufforstung von Mangrovenwäldern beigetragen. 4.000 Haushalte erhielten nach den Zerstörungen des letzten Zyklons im November Saatgut und Kalkdünger. 2.000 Handbücher wurden verteilt, sechs Solartrockner zum Trocknen von selbstproduziertem Fischfutter und zur Konservierung von Lebensmitteln an Kooperativen ausgegeben. 17 neue Biogasöfen und 657 ausgebesserte Öfen tragen zu einer deutlich geringeren Rauchbelastung in den Häusern und einem verringerten Holzbedarf bei. 26 Saatbanken wurden gegründet, vier Brunnen und 41 Zisternen errichtet sowie Nutztiere, Fischlaich, Schutznetze, Krabbenkäfige und Maulbeerensetzlinge verteilt. Weiterbildungen und die Zusammenarbeit unter den Kooperativen sorgen für eine stetige Entwicklung.
Land- und Viehwirtschaft ernähren die Familie
Für Mithu Rani Giri hat sich nicht nur die Situation ihrer Familie, sondern auch ihr persönliches Leben zum Positiven gewandelt. Sie ist als Gruppenleiterin eine Respektsperson und hat sich in den vergangenen zwei Jahren umfassende Kenntnisse über klimatische Bedingungen, Ökologie, Tier- und Pflanzenschutz sowie wirtschaftliches Arbeiten angeeignet. „Schauen Sie, die Gemüseabfälle nutze ich für die Viehfütterung und die Herstellung von Kompost“, erklärt sie souverän. „Der Kompost wird für die Bodenvorbereitung verwendet. Die Enten fressen Insekten und andere Schädlinge aus dem Teich und dem Reisfeld. Unser Geflügel ernährt sich von pflanzlichen Abfällen und Insekten und reduziert dadurch den Schädlingsbefall auf unserem Gemüse. Außerdem hilft das Federvieh bei der Durchlüftung des Bodens. Neuerdings kochen wir übrigens mit eigenem Biogas.“
Die Erfolge geben Mithu Rani Giri und dem Projekt Recht. Nicht umsonst sind fast 90 Prozent der Projektteilnehmer Frauen, die dadurch als Entscheidungsträger auf Haushalts- und Gemeindeebene gestärkt werden. Aufgrund der Covid-19-Pandemie herrschen auch in Indien weitreichende Einschränkungen, so finden etwa Schulungen vorübergehend nicht statt, doch die Fortsetzung des Projektes ist dadurch nicht gefährdet.
Liebe Leserinnen und Leser, bitte helfen Sie mit 25 Euro für Saatgut. Eine Gabe von 75 Euro ist ein großer Beitrag zur Wiederaufforstung. 150 Euro oder mehr ermöglichen Frauen wie Mithu Rani Giri die Ausbildung. Jede Spende unter dem Stichwort „Indien“ unterstützt diese auf so vielen Ebenen erfolgreiche Arbeit – vielen Dank!