Südsudan

"Dieses Leid berührt mich tief"

Im Sommer, kurz vor der erhofften Ernte, sind Krankheiten und Mangelernährung in der Region Rumbek besonders verbreitet.
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Der vierjährige Monyping Mabor wiegt bei seiner Ankunft in der Klinik in Rumbek weniger als 10 Kilogramm und weint fast ständig.
Der vierjährige Monyping Mabor wiegt bei seiner Ankunft in der Klinik in Rumbek weniger als 10 Kilogramm und weint fast ständig.

Ich kann es kaum glauben, als die Mutter mir erzählt, dass Monyping Mabor bereits vier Jahre alt sein soll. „Er ist in schlechter Verfassung, er weint fast die ganze Zeit“, sagt seine Mutter. Chol Ajuong, Mitarbeiter in der Klinik in Rumbek, erklärt, dass Unausgeglichenheit und Weinerlichkeit ganz typisch für mangelernährte Kinder seien. Monypings zarte Haut ist trocken, sein Gesicht ist eingesunken und gezeichnet von seinem ständigen Weinen. Ich bin tief berührt von diesem Ausmaß an Leid und Bedürftigkeit. Seine Eltern´sind so arm, dass sie bisher keine kostenpflichtige medizinische Hilfe für ihr Kind in Anspruch nehmen konnten. Der Vater (45) war nie in einer Schule, dient in der Armee und ist oft nicht da. Sein Sold ist sehr gering. Mutter Kuei Tong (25) hat immerhin die Schule bis zur siebten Klasse besucht, aber auch ihre Bildung ist zu ungenügend, um einen Beruf auszuüben. Die Familie hält sich mit Landwirtschaft mehr schlecht als recht am Leben.

Es ist nicht normal, dass ein vierjähriger Junge weniger als 10 Kilogramm wiegt. Seine Mutter ist hilflos und hat das Schicksal ihres Sohnes in die Hände der Klinikmitarbeiter gelegt. Monyping leidet unter Durchfall, Erbrechen, Appetitlosigkeit und schlechter Verdauung. Auch auf Malaria wurde er positiv getestet. Monypings Erkrankung begann, so erzählt die Mutter, schon im letzten Jahr. Die Ärzte in Rumbek vermuten, dass seine Malaria der Auslöser dafür war, dass er keine Nahrung mehr vertrug und immer mehr abmagerte. „Meine Verwandten rieten mir, hierher nach Rumbek zu kommen“, so die Mutter.

Dürre lässt die Ernten vertrocknen

Unter- und Mangelernährung sind in dieser Zeit des Jahres generell weit verbreitet, weil die Ernten normalerweise Ende August erwartet werden; in diesem Jahr wird es aufgrund fehlender Niederschläge wohl später werden. Ich spreche mit einem älteren Mann, Dengdit Madit, der aus einem Dorf östlich von Rumbek hierhergekommen ist. „Es sieht so aus, als ob es im nächsten Jahr noch schlimmer wird als in diesem“, sagt er besorgt. „In meinem Dorf sind die Felder wegen der Trockenheit ausgedörrt; ein Funke, und sie fangen Feuer. Die Dürre im letzten Jahr war nichts gegen die in diesem.“

Neben den Bewohnern der Region sind auch die Binnenflüchtlinge, die sich in neuen Dörfern rund um Rumbek ansiedeln, von Hunger und Not betroffen. Die Anzahl der Patienten ist anhaltend hoch; ein Grund dafür ist auch, dass die Behandlung kostenlos ist, denn die Gebühren in anderen Kliniken sind für viele Menschen unerschwinglich. Schon morgens um fünf Uhr drängen sich die Patienten am Tor, obwohl die Klinik erst um sieben Uhr öffnet.

Hilfe im Ernährungsprogramm

Monyping wurde aufgrund seines alarmierenden Zustandes gleich in das Ernährungsprogramm aufgenommen. Hoffnungszeichen hilft durch die Lieferung von Spezialnahrung, Kinder wie ihn wieder aufzupäppeln. Milchpulver, Sorghum, Reis, Speiseöl, aber auch Decken und Seife sind wichtige Hilfsgüter. Außerdem verfügt die Klinik durch unsere Hilfe über die benötigten Medikamente. Auch Lohnzahlungen an die Mitarbeiter werden unterstützt. Bereits nach zwei Wochen stellt Monypings Mutter erleichtert fest, dass sich der Zustand ihres Sohnes verbessert, auch wenn man es ihm äußerlich noch nicht ansieht: „Als wir herkamen, hatte er schlimmen Brechdurchfall und hohes Fieber. Er konnte nichts bei sich behalten. Jetzt trinkt er schon Milch, seine Temperatur ist zurückgegangen und der Durchfall hat aufgehört.“

Schon mit 15 Euro (Spendenstichwort „Südsudan“) kann ein Kind wie Monyping mit Spezialnahrung versorgt werden. 48 Euro kostet ein großer Hilfssack mit Hochenergiekeksen, Sorghum, Öl, Salz und Reis. Mit 100 Euro unterstützen Sie die Menschen mit Medikamenten und medizinischer Behandlung.

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