Die junge Mutter Elizabeth Nyaluak Jal (26) hat viel hinter sich. „Ich musste zwei meiner Kinder in Bentiu im Flüchtlingslager bei ihrer Großmutter zurücklassen“, erzählt sie unserem Klinikmitarbeiter Benard Ondieki. „Seit einem Jahr habe ich nichts von ihnen gehört.“ Wie wir im Februar berichteten, floh sie vor über einem Jahr vor den gewalttätigen Auseinandersetzungen im Norden des Teilstaates Unity. Da ihr Mann gestorben war, wurde sie – wie in der Kultur des Nuer-Stammes üblich – an ihren Schwager im 160 km entfernten Nyal verheiratet. Die zwei Kinder aus ihrer ersten Ehe hat sie seitdem nicht mehr gesehen. Um das Leben ihrer dreimonatigen Töchter Nyakume und Nyachiok bangt sie nach wie vor.
Frühgeburt – eine häufige Todesursache
Laut Einschätzung des Arztes kamen die Zwillinge einige Wochen zu früh zur Welt. Während es in Deutschland spezialisierte Ärzte und speziell ausgestattete Krankenhäuser gibt, ist eine Frühgeburt besonders in Afrika und Asien eine häufige Todesursache. In Ländern wie dem Südsudan, wo es kaum medizinische Infrastruktur gibt und wenig Gesundheitsaufklärung, entbinden die meisten Frauen zu Hause. Kein Problem, so lange es vor, während oder nach der Geburt keine Komplikationen gibt. Ansonsten ist die nächste ärztliche Versorgung häufig zu weit weg, um rechtzeitig Hilfe zu holen.
Die Schwestern haben Glück, dass ihre Mutter nur 20 Gehminuten von der Klinik entfernt wohnt. Zwar kamen sie gesund zur Welt, doch von Beginn ihres Lebens an hatten sie mit Mangelernährung zu kämpfen. Bei meinem letzten Besuch in Nyal waren sie drei Wochen alt und kaum mehr als Haut und Knochen. Nyakume, die durch eine Infusion stabilisiert werden musste, sah man an, dass ihr Leben ohne Muttermilch am seidenen Faden hing. Zwar versuchte die Mutter, den Säuglingen weiterhin die Brust zu geben, doch die spärliche Muttermilch war in den letzten Monaten nicht genug, um beide Kinder ausreichend zu versorgen. Nachdem sie die Kleinen nach einem Monat abgestillt hatte und auch die Kuhmilch als Ersatz nicht ausreichte, wurden die Mädchen stationär ins Ernährungsprogramm aufgenommen.
Zu wenig Essen, zu wenig Milch
Die Familie – es leben im Haushalt noch zwei weitere Ehefrauen mit ihren Kindern – kann sich im Schnitt nur eine Mahlzeit am Tag leisten. Wenn sie Glück haben, besteht diese aus gekochtem Fisch oder Getreidebrei. Dabei sind sie abhängig von den Essensrationen der Vereinten Nationen, denn auf dem Markt gibt es praktisch nichts mehr zu kaufen. Wenn aber die Mutter schon keine ausgewogene und ausreichende Nahrung zu sich nehmen kann, überrascht es nicht, dass ihre Mädchen im zarten Alter von drei Monaten bereits an Marasmus leiden – einem akuten Nährstoffmangel, der ihnen die Kräfte raubt. In der Hoffnungszeichen-Klinik werden sie daher mit gelöstem Milchpulver gefüttert. Ich bin erleichtert über die Nachricht unserer Krankenpfleger Abraham Berhe und Benard Ondieki, dass sich ihr Zustand inzwischen gebessert habe. Dennoch wiegen sie erst die Hälfte ihres Zielgewichtes: nur drei Kilogramm bringen sie jeweils auf die Waage. Ohne die Unterstützung des Ernährungsprogramms hätten sie es wohl kaum soweit geschafft – doch es liegt noch ein langer Weg vor ihnen.
Sie können uns helfen, diesen Kindern ein eigenständiges Leben zu schenken. Da sie unter sechs Monate alt sind, bedürfen sie einer besonderen Therapie. Alle drei Stunden müssen sie mit dem speziellen vitamin- und mineralstoffreichen Milchpulver gefüttert und medizinisch betreut werden. Um die Kinder nachhaltig zu stärken, ist eine Fortführung der Behandlung von bis zu acht Wochen notwendig. 40 Euro kostet diese für ein Kind im Monat. Möge der Dank für Ihre Gabe ein gesundes Kinderlachen im Südsudan sein.