Äthiopien

Hoffnung in Äthiopien – ein Reisebericht

In Äthiopien stehen viele Familien vor großen Herausforderungen. Unsere Kollegin Sabrina Pohl war vor Ort, um die Projekte von Hoffnungszeichen zu besuchen. In einem Interview berichtet sie von ihren persönlichen Eindrücken, bewegenden Begegnungen und der Wirkung unserer gemeinsamen Hilfe vor Ort.
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Hoffnungszeichen-Mitarbeiterin Sabrina Pohl auf Projektbesuch in Äthiopien.
Hoffnungszeichen-Mitarbeiterin Sabrina Pohl auf Projektbesuch in Äthiopien.

Was sind aktuell die größten Herausforderungen der Menschen in Äthiopien? 

Pohl: Auch wenn der Bürgerkrieg im Norden Äthiopiens Anfang 2023 offiziell für beendet erklärt wurde, bleibt die Lage sehr angespannt. Der Konflikt hat nicht nur über 600.000 Menschen das Leben gekostet, sondern auch Millionen vertrieben – viele von ihnen leben bis heute unter schwierigen Bedingungen in Flüchtlingscamps innerhalb des Landes. Hinzu kommen große strukturelle Herausforderungen: Der Klimawandel trifft das Land besonders hart, mit immer häufigeren Dürren, Überschwemmungen und Wassermangel. Die Armut ist weit verbreitet, das Gesundheitssystem überlastet und die Versorgung mit Treibstoff ist vielerorts eingeschränkt. Vor allem der Alltag der ländlichen Bevölkerung ist von Armut geprägt. Die Menschen kämpfen jeden Tag ums Überleben.

Welche Projekte haben Sie besucht, und worum geht es dabei konkret?

Pohl: Unsere Reise begann in einem Flüchtlingscamp nahe der Hauptstadt Addis Abeba. Von dort aus sind wir weiter in den Süden Äthiopiens gereist, bis an die Grenze zu Kenia. Auf dem Weg haben wir verschiedene Projekte besucht, die mir gezeigt haben, wie vielfältig humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit aussehen kann. Besonders beeindruckt haben mich die Wasserprojekte, bei denen solarbetriebene Pumpanlagen ganze Dörfer mit sauberem Trinkwasser versorgen. Auch Landwirtschaftsprojekte wie zum Beispiel eine Bananenplantage und eine Ziegenzucht haben wir besucht. Vor allem klimaresistente Anbaumethoden gewinnen angesichts der zunehmenden Dürreperioden in Äthiopien stark an Bedeutung. Ein weiterer wichtiger Bereich unserer Projekte dort ist die Gesundheitsversorgung. Wir waren in einer Gesundheitsstation, die vor allem von schwangeren Frauen aufgesucht wird, um dort ihre Kinder sicher zur Welt zu bringen. Zum Abschluss unserer Reise haben wir eine Tiergesundheitsstation sowie ein weiteres Flüchtlingscamp besucht, mit Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, weil Dürre und Wassermangel ihre Lebensgrundlage zerstört haben.

Warum sind diese Projekte gerade jetzt besonders wichtig?

Pohl: Gerade in den ländlichen Regionen Äthiopiens sind die Menschen stark von Landwirtschaft und Viehzucht abhängig – das ist ihre Lebensgrundlage. Doch der Klimawandel verschärft die ohnehin angespannte Lage dramatisch. Die Wasserknappheit nimmt zu, ganze Landstriche leiden unter anhaltender Dürre. Viele Familien sorgen sich, ihre Tiere zu verlieren und damit auch ihre wichtigste Nahrungs- und Einkommensquelle. Was wir heute schon sehen, wird sich in den kommenden Jahren noch deutlich verschärfen. Ohne gezielte Unterstützung und nachhaltige Anpassungsmaßnahmen steht die Existenz unzähliger Menschen auf dem Spiel.

Konnten Sie bereits spüren, welche Wirkung die Projekte vor Ort entfalten?

Pohl: Die Menschen haben uns erzählt, dass sie dank klimaresistentem Saatgut heute mehr als doppelt so viel anbauen können wie früher, und das mit deutlich weniger Wasser. Das hat nicht nur die Ernteerträge verbessert, sondern auch den Alltag vieler Familien spürbar erleichtert. Besonders für Frauen und Mädchen bedeutet das eine große Entlastung: Traditionell sind es vor allem Frauen und Mädchen, die für das Wasserholen zuständig sind. Oft müssen sie dafür stundenlang unterwegs sein und schwere Kanister tragen. Bei Temperaturen von bis zu 40 Grad ist das nicht nur extrem anstrengend, sondern auch gefährlich. Die Wege sind lang und führen häufig durch abgelegene Gebiete.

Welche Begegnung während der Reise hat Sie besonders bewegt – und warum? 

Pohl: Ich habe in einem Flüchtlingscamp mit einer Frau gesprochen, die seit Jahren mit ihrer Familie unter schwierigsten Bedingungen auf engstem Raum lebt. Als ich sie gefragt habe, wie es ihr in dieser Situation geht, hat sie nur gesagt: ‚Uns geht es gut. Wir haben zwar nicht viel, aber wir überleben – und dafür bin ich Gott dankbar.‘ Diese Antwort hat mich tief beeindruckt. Trotz aller Entbehrungen strahlte sie eine unglaubliche Stärke und Dankbarkeit aus – das hat mich sehr berührt und zeigt, wie viel Würde und Hoffnung selbst in den härtesten Lebensumständen stecken kann.

Sabrina Pohl im Austausch mit den Menschen in Äthiopien
Sabrina Pohl im Austausch mit den Menschen in Äthiopien.

Was nehmen Sie persönlich aus dieser Reise mit – für sich und für Ihre Arbeit bei Hoffnungszeichen?

Pohl: Was ich besonders mitgenommen habe, ist, dass schon mit vergleichsweise kleinem Einsatz eine enorme Wirkung erzielt werden kann. Eine einzige Wasserpumpe kann zum Beispiel ein ganzes Dorf mit sauberem Trinkwasser versorgen. Und eine kleine Getreidemühle ermöglicht hunderten Familien, ihr Leben ein Stück weit selbstbestimmter zu gestalten. Zu sehen, wie konkret unsere Hilfe ankommt, und die Dankbarkeit der Menschen zu spüren, hat mich tief berührt und sehr motiviert. Trotz aller Herausforderungen habe ich immer wieder Hoffnung, Stärke und eine große Freundlichkeit bei den Menschen erlebt.

Wie kann man aus Deutschland heraus am besten unterstützen?

Pohl: Am besten helfen Spenden – vor allem dann, wenn sie gezielt und verantwortungsvoll eingesetzt werden. Bei Hoffnungszeichen arbeiten wir zum Teil seit vielen Jahren mit denselben lokalen Partnerorganisationen zusammen. Diese Partner kennen nicht nur die Gegebenheiten vor Ort, sondern auch die Sprache, die Kultur und die alltäglichen Herausforderungen der Menschen ganz genau. Viele der Mitarbeitenden stammen selbst aus der Region und setzen sich mit großem Engagement dafür ein, den Menschen bestmöglich zu helfen. Das alles sorgt dafür, dass die Unterstützung dort ankommt, wo sie wirklich gebraucht wird.
 

Meine Spende für Äthiopien

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