„Auf dem Papier ist der Südsudan seit sechs Jahren ein souveräner Staat. In der Realität entwickelt er sich jedoch mit rasanter Geschwindigkeit zu einem sogenannten Failed State. Das junge Land ist auf dem Weg zum gescheiterten Staat, in dem Menschenrechtsverletzungen, Korruption, staatliche Willkür und Hunger den Alltag der Bevölkerung schwer belasten“, betont Reimund Reubelt, Erster Vorstand von Hoffnungszeichen | Sign of Hope e.V. Die aktuelle Lage im jüngsten Staat der Welt ist prekär: Laut Angaben der Vereinten Nationen (VN) sind im Juli 2017 rund 6 Millionen Menschen – das entspricht in etwa der Bevölkerung von Hessen – auf humanitäre Hilfe angewiesen. Vor allem in den Landkreisen Leer, Koch und Mayendit im Teilstaat Northern Liech leiden die Menschen an extremer Nahrungsmittelknappheit. Eine offizielle Hungersnot wurde für diese Landkreise bereits im Februar 2017 von den VN ausgerufen. Der Südsudan ist auf internationale Hilfe angewiesen.
Die Regierung behindert Hilfsorganisationen
Der Einsatz für Nichtregierungsorganisationen im Südsudan wird jedoch zunehmend schwieriger, denn Regierungs- und Oppositionstruppen schrecken auch vor Gewaltverbrechen an der Bevölkerung nicht zurück. Auch Mitarbeiter von Hoffnungszeichen wurden wegen ihres Einsatzes für die Bewohner in der Ölfeld-Region Thar Jath zur Zielscheibe. Seit 2008 deckt Hoffnungszeichen die Verseuchung des Trinkwassers von über 180.000 Menschen durch die Ölindustrie im Teilstaat Northern Liech auf. Die Reaktion der südsudanesischen Regierung auf die wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse von Hoffnungszeichen bewertet Klaus Stieglitz, Zweiter Vorstand und Menschenrechtsexperte, als weiteres Indiz für das Scheitern des ostafrikanischen Staates: „Aufgrund einer ernstzunehmenden Drohung eines südsudanesischen Regierungsvertreters mussten wir unsere Auslandsmitarbeiter aus dem Land abziehen und einen Teil unserer Projekte an Partner vor Ort übergeben. Wir haben selbst erfahren, zu welchen Mitteln Ölindustrie und Regierung gemeinsam greifen, um unbequeme Stimmen mundtot zu machen. Durch unseren jahrzehntelangen Einsatz vor Ort fühlen wir eine tiefe Verbundenheit mit der Bevölkerung im Südsudan und werden uns trotz der Drohung weiterhin für die Zivilbevölkerung und ihr Recht auf sauberes Trinkwasser einsetzen.“
Hoffnungszeichen e.V. engagiert sich seit 1994 in der Region des heutigen Südsudan und besitzt den UN-Beraterstatus. Anlässlich des G20-Gipfels in Hamburg fordert die Konstanzer Menschenrechts- und Hilfsorganisation die internationale Gemeinschaft auf, sich aktiv für die Bekämpfung von Menschenrechtsverletzungen und Hunger und für den Aufbau rechtsstaatlicher Strukturen im Südsudan einzusetzen.
Sechs Jahre Südsudan: Selbstständig gescheitert (Pressemitteilung)