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Eduard Goßner
Stv. Referatsleiter Spenderbetreuung & Öffentlichkeitsarbeit
Ein Lieferkettengesetz könnte deutsche Unternehmen verpflichten, sicherzustellen, dass Umweltstandards und Menschenrechte bei Zulieferern und Partnern weltweit eingehalten werden. „Hoffnungszeichen fordert, das Gesetz nicht länger zu verschieben, sondern endlich für einen wirksamen Schutz von Menschenrechten und Umwelt entlang der Lieferketten deutscher Unternehmen zu sorgen“, so Klaus Stieglitz, Menschenrechtsvorstand bei Hoffnungszeichen. „Manchen Unternehmen in Deutschland scheint der Gewinn wichtiger zu sein als Menschenrechte und Umweltschutz. Das muss jetzt aufhören.“ Von den Ergebnissen der Spitzenrunde um Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt sich der Menschenrechtsexperte wenig überzeugt: „Solange sich die widerstreitenden Positionen innerhalb der Großen Koalition nicht auf einen gemeinsamen Gesetzesentwurf einigen können, bleibt die schmutzige Lieferkette des Leids weiter ungebrochen – etwa, was die verbreiteten Menschenrechtsverletzungen in der Erdölförderung angeht.“
Die Erdölförderung gehört zu den globalen Lieferketten mit den schlimmsten Folgen für Mensch und Natur. Hoffnungszeichen, die Organisation für Menschenrechte, humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit enthüllt in Ostafrika seit Jahren die Folgen einer dort weitverbreiteten Erdölförderung, die nicht einmal die grundlegendsten Umweltstandards einhält. Dadurch wird die Gesundheit hunderttausender Menschen gefährdet, entweder durch das Öl selbst – wenn es durch Leckagen in die Umwelt gelangt – oder durch Nebenprodukte der Erdölförderung wie schwermetallverseuchtes und extrem salzhaltiges Abwasser, das in gewaltigen Mengen anfällt. Dieses Wasser gelangt nach Hoffnungszeichen-Erkenntnissen durch unsachgemäße Entsorgung in die Böden und verseucht das Trinkwasser. Bei der Förderung von einem Liter Öl fällt bis zu zehn Liter Abwasser an, das aufwendig entsorgt werden muss. „In vielen Ölfördergebieten herrscht ein völlig unverantwortlicher Umgang mit diesem Abwasser“, beklagt Klaus Stieglitz. „Das hat Hoffnungszeichen im Südsudan nachgewiesen. Dort konnten wir die Folgen der Umweltverseuchung durch Abwasser aus der Erdölförderung detailliert belegen.“ Alleine in den südsudanesischen Ölfördergebieten sind 600.000 Menschen betroffen. Die Brunnen sind so stark vergiftet, dass es gefährlich ist, das Wasser zu trinken. Viele Menschen müssen jeden Tag stundenlang laufen, um zu Wasserstellen mit weniger schmutzigem Trinkwasser zu gelangen. Das mit Schwermetallen und Salzen hoch belastete Grundwasser gefährdet die Gesundheit – besonders von Kindern. „Menschen kommen zu Schaden und Tiere sterben – im Südsudan und in anderen Ölgebieten. Sie sind die Opfer der Lieferkette, die uns mit billigem Öl versorgt“, so Klaus Stieglitz. „Die Umweltverseuchung zu beseitigen, bedeutet erhebliche Kosten. Es wäre viel billiger, die Umwelt erst gar nicht zu vergiften. Damit Menschenrechte und Umweltstandards eingehalten werden, braucht es aber Kontrolle und Aufsicht, zu der ein schlagkräftiges Lieferkettengesetz beitragen könnte.“
„Lieferkette des Leids bleibt weiter ungebrochen“ (Pressemitteilung vom 05.02.2021)