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Eduard Goßner
Stv. Referatsleiter Spenderbetreuung & Öffentlichkeitsarbeit
"Ein Toter hing in den Ästen, eine andere Leiche war von Blättern fast ganz zugedeckt." So schildert Damiano Mascalzoni die grauenvollen Szenen, die sich gerade im westlichen Kenia abspielen. "Es ist schrecklich, wie die Wassermassen nicht nur Straßen wegspülen und Felder vernichten, sondern auch Kinder ertränken. Dazu kommen noch Erdrutsche, die zahlreiche Menschen verschüttet haben.“ Als Katastrophen- und Entwicklungshelfer ist der Italiener den Umgang mit schlimmen Ereignissen gewohnt. Doch was gerade im Westen Kenias geschieht, hat Mascalzoni in 18 Jahren Afrika noch nicht erlebt: "Es regnet und regnet, und aus dem Hochland rollen richtige Flutwellen herunter. Für viele gab es kein Entkommen. Das jüngste Opfer, von dem ich weiß, war nur zwei Jahre alt." Im Auftrag der Hilfsorganisation Hoffnungszeichen | Sign of Hope e.V. verschafft er sich mitten in dem Chaos einen Überblick über die Lage in den Überschwemmungsregionen. Als Ursache für die Starkregenfälle im östlichen Afrika gilt die ungewöhnlich hohe Temperatur im Indischen Ozean.
Etwa alle 10 Jahre führt das „Indian Ocean Dipole“ genannte Phänomen zu einer Erwärmung des Meerwassers vor der Küste Ostafrikas. "Das steigert die Verdunstung und damit auch die Niederschläge in der Region", erklärt Ostafrikaexperte Reimund Reubelt, der sich als Erster Vorstand von Hoffnungszeichen seit 30 Jahren für die betroffenen Länder engagiert. "Die starke Anomalie der Meerestemperatur, die wir gerade erleben, ist ziemlich sicher eine Begleiterscheinung der klimatischen Veränderungen. Das hat eine besondere Tragik, denn vor Millionen Jahren wurde Ostafrika durch eine natürliche Klimaveränderung zur Wiege des modernen Homo sapiens. Nun leidet ausgerechnet dieses Gebiet besonders unter dem menschengemachten Klimawandel."+
Von den Überschwemmungen betroffen sind Äthiopien, Kenia, Südsudan, Somalia, Sudan, Uganda, und Tansania. Weite Landstriche stehen unter Wasser. Mindestens 2,5 Millionen Menschen leiden nach Angabe des UN-Nothilfebüros OCHA darunter und mussten zum Teil vor den Wassermassen fliehen. Meteorologische Prognosen gehen von weiter anhaltenden Regenfällen aus. „Die Lage könnte sich noch weiter verschlimmern“, befürchtet auch Damiano Mascalzoni. „Dem Wasser folgen Krankheiten und Hunger.“
IOD lässt Kenia in Wassermassen versinken (Pressemitteilung vom 27.11.19)