Gefechte im Kaukasus

Dauerleid für Menschen in Bergkarabach

Der Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien verschärft die bereits schon angespannte humanitäre Lage zahlreicher Menschen in Bergkarabach.
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Seda Grigorjan kennt das Leid des Krieges und wünscht sich endlich Frieden: Vor 28 Jahren verlor sie im armenisch-aserbaidschanischen Krieg um Bergkarabach ihren Mann. Nun muss sie wieder die Schrecken des Krieges durchleben.
Seda Grigorjan kennt das Leid des Krieges und wünscht sich endlich Frieden: Vor 28 Jahren verlor sie im armenisch-aserbaidschanischen Krieg um Bergkarabach ihren Mann. Nun muss sie wieder die Schrecken des Krieges durchleben.

„Besonders alleinstehende ältere Menschen, alleinerziehende Mütter und Kinder werden unter den aktuellen Kampfhandlungen zu leiden haben“, betont der Erste Vorstand von Hoffnungszeichen | Sign of Hope e.V., Reimund Reubelt. Viele Menschen in Bergkarabach leben seit Jahren in prekären humanitären Verhältnissen. Der andauernde Konflikt, der jetzt wieder ausbricht, hat wesentlich zu diesem Dauerleid beigetragen. Ohne verlässlichen Frieden können Armut und Hunger nur schwer nachhaltig gemindert werden.

Hoffnungszeichen, die Konstanzer Organisation für Menschenrechte, humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit, engagiert sich seit 26 Jahren mit Nothilfemaßnahmen in Bergkarabach und seit 12 Jahren in Armenien. „Unsere Hilfsprojekte sind aktuell durch den Konflikt glücklicherweise nicht beeinträchtigt“, so Reimund Reubelt. „Die Projektregionen in Armenien sind von den Kampfhandlungen nicht betroffen. In Bergkarabach werden die Auswirkungen auf die Hoffnungszeichen-Hilfsprojekte beobachtet und aktuell immer neu bewertet.“ Gerade jetzt bräuchten die notleidenden Zivilisten in Bergkarabach Hilfe, denn die schon vorher schlechte humanitäre Situation werde sich durch den Konflikt noch weiter verschärfen, so Reubelt.

Der kriegerische Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien könnte die anstehende Ernte beeinträchtigen. Geringere Ernteerträge vergrößern automatisch den Mangel und den Hunger bei den  Menschen in Bergkarabach. Reimund Reubelt sorgt sich: „Das könnte zu einem Hungerwinter führen. Deshalb benötigen die Menschen umso mehr unsere Unterstützung.“ Eine weitere Kriegsfolge sind möglicherweise tausende von Flüchtlingen, die sich vor den Kämpfen in Sicherheit bringen müssen. In einem Streifen von 20 km beidseits der Konfliktlinie sind etwa 150.000 Menschen betroffen.

Für den Hoffnungszeichen-Vorstand ist es wichtig zu betonen: „Unsere Organisation ist unparteiisch. Wir helfen Zivilisten, die unter dem andauernden Konflikt leiden.“ Deren Notlage bestehe schon seit vielen Jahren, unabhängig von der aktuellen Eskalation. Die Menschen wünschen sich endlich Frieden und haben Angst vor einem weiteren Krieg, so wie Seda Grigorjan, die von Hoffnungszeichen Nahrungsmittelhilfe erhalten hat. Drei Tage lang hat die 79-jährige Frau mit ihrer Familie während des letzten armenisch-aserbaidschanischen Krieges um Bergkarabach im Keller gesessen und ausgeharrt, als ihr Dorf unter Beschuss stand. „28 Jahre ist das her“, erinnert sie sich, und ihre Trauer scheint so intensiv wie am ersten Tag. „Mein Mann starb durch eine Bombe in unserem Hof. Durch die Explosion stürzte das Hausdach ein.“ Für Seda Grigorjan sind die aktuellen Kämpfe wie ein wiederkehrender Albtraum.

„Hoffnungszeichen lehnt als christliche motivierte Organisation militärische Gewalt als vermeintliche Lösung bei einem zwischenstaatlichen Konflikt strikt ab“, erklärt Reimund Reubelt. „Nur durch Gespräche am Verhandlungstisch lässt sich der Streit um Bergkarabach lösen. Eine Voraussetzung ist ein sofortiger Waffenstillstand. Das könnte die notleidende Zivilbevölkerung wieder Hoffnung schöpfen lassen.“ 

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  • Dauerleid für Menschen in Bergkarabach (Pressemitteilung vom 28.09.2020)

    Der Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien verschärft die bereits schon angespannte humanitäre Lage zahlreicher Menschen in Bergkarabach.

  • Statement by Sign of Hope on the Nagorno-Karabakh conflict

    Statement by Sign of Hope on the Nagorno-Karabakh conflict | Заявление организации Hoffnungszeichen | Sign of Hope e.V. (Символ надежды) по поводу конфликта в Нагорном Карабахе | Stellungnahme von Hoffnungszeichen zum Bergkarabach Konflikt (October 2020)

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