Tunesien: Unabhängige Justiz wahren

Demonstrierende fordern am 15. Oktober in der Hauptstadt  Tunis den Rücktritt des Präsidenten. Mit seiner Macht wächst auch der Widerstand gegen ihn.
57 Staatsanwälte und Richter entließ der tunesische Präsident Kais Saied mithilfe eines von ihm selbst verfassten Dekrets. Damit baut er seine Macht weiter aus. Nehmen Sie an unserer Petition teil und setzen Sie sich für die Unabhängigkeit der Justiz ein.
Protestieren Sie für
  • die Wiedereinsetzung der Entlassenen
  • die Achtung der Unabhängigkeit der Justiz
Protestieren Sie bei

Minister of Justice, Leila Jaffel, Tunis/Tunisia

In Kopie an

Botschaft der Tunesischen Republik, S. E. Herrn Chiheb Chaoch, Berlin

Am 31.01.2023 abgelaufen
Sehr geehrte Frau Ministerin,
ich wende mich an Sie, um Sie zu bitten, 57 Richterinnen, Richter, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte, die von Präsident Kais Saied am 1. Juni entlassen wurden, unverzüglich wieder einzusetzen. Dazu gehören auch die 49 Justizangestellten, deren Wiedereinsetzung vom Verwaltungsgericht in Tunis angeordnet wurde. Das Verwaltungsgericht in Tunis war am 10. August zu dem Urteil gekommen, dass die Regierung die umstrittene Entscheidung getroffen hat, ohne die Betroffenen über die gegen sie erhobenen Vorwürfe zu informieren. Dies ist ein schwerer Verstoß gegen die in der tunesischen Gesetzgebung verankerten Rechte auf ein faires Gerichtsverfahren.
Hochachtungsvoll
السيدة الفاضلة الوزيرة،
أكتب إليكِ هذا الطلب لأرجو منكِ على الفور إعادة 57 قاضية وقاضٍ ووكيلة نيابة ووكيل نيابة إلى مناصبهم، والذين قد أقالهم الرئيس قيس سعيد في الأول من يونيو/حزيران. ويشمل الأمر أيضًا الموظفين القضائيين البالغ عددهم 49 موظفًا الذين أمرت المحكمة الإدارية في تونس بإعادتهم إلى وظائفهم. وقد قضت المحكمة الإدارية في تونس العاصمة في 10 أغسطس/آب بأن الحكومة قد اتخذت قرارًا مثيرًا للجدل دون إبلاغ المتضررين بالادعاءات الموجهة ضدهم. وهذا يُعَدّ انتهاكًا خطيرًا للحق في تنفيذ إجراءات محاكمة عادلة والمنصوص عليها في القانون التونسي.
مع وافر الاحترام والتقدير
Anrede
Land

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Mit Absenden der Nachricht wird den Verantwortungsträgern eine E-Mail mit unserer gemeinsamen Forderung, Ihrer Anmerkung sowie Vorname/Nachname und Ihrer E-Mail-Adresse zugestellt.

Justizangestellte fristlos entlas­sen

Sie erfuhren es aus sozialen Medien oder über Kollegen: Am 1. Juni 2022 entließ Präsident Kais Saied auf ei­nen Streich 57 Richter und Staatsan­wälte. Am selben Tag hatte er ein Dekret erlassen, das ihm erlaubte, Justizangestellte fristlos zu entlas­sen. Dafür müssen sie eine Gefahr für die „öffentliche Sicherheit“ oder „die Interessen des Landes“ sein oder in irgendeiner Weise das Ansehen der Justiz beeinträchtigen, wie Amnesty International (AI) berichtet.

Vorwürfe per Videoansprache

Mit diesem Schritt versucht Präsident Saied offenbar, ihm politisch unlieb­same Angehörige der Judikative aus­zuschalten und seine Macht zu stär­ken. In einer Videoansprache habe er die Betroffenen u. a. der Korruption, der Verheimlichung von Terroris­mus, der „moralischen Verdorbenheit“ und des „Ehebruchs“ beschuldigt, so AI. Alles geschah, ohne die Beschuldigten zuvor über die erho­benen Vorwürfe zu informieren oder ihnen Akteneinsicht zu gewähren.

Das war ein Grund, weshalb das Verwaltungsgericht Tunis am 10. August in einer Dringlichkeitsent­scheidung anordnete, 49 der 57 be­troffenen Justizangestellten wieder einzusetzen. Bis Redaktionsschluss war das tunesische Justizministeri­um dieser Entscheidung nicht nach­ gekommen.

Immer weniger Rechte

Ende Juli ließ Saied in einem Refe­rendum über eine neue Verfassung abstimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei nicht einmal einem Drittel der Bevölkerung, die Mehrheit davon nahm die Verfassungsänderung an. Seither darf der Präsident u. a. das Parlament auflösen, Regierungs- ­und Justizangehörige entlassen so­wie ernennen. Ein neues Medienge­setz erließ Präsident Kais Saied im September. Beobachter im In­ und Ausland befürchten Einschränkun­gen der Presse­ und Meinungsfrei­heit, denn „unwahre Behauptungen gegen staatliche Repräsentanten“ können nun Haftstrafen von zehn Jahren, die „Verbreitung von falschen Informationen oder Gerüchten“ Ge­fängnisstrafen von bis zu fünf Jah­ren zur Folge haben. Zudem leidet die Bevölkerung unter der steigenden Inflation. Nach Angaben des staatlichen Statistikinsti­tuts seien die Lebensmittelpreise al­lein im August um fast zwölf Prozent gestiegen, schreibt die Deutsche Welle. Viele Gehälter reichen nicht mehr aus, um die alltägliche Versorgung zu sichern. Einzelne Le­bensmittel, z. B. Zucker oder Öl, gebe es kaum mehr zu kaufen.

Bitte plädieren Sie gemeinsam mit uns für die Wahrung einer unabhängigen Justiz sowie der Menschenrechte in Tunesien. Beides gehört zur Basis für ein Leben in Würde.

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