
- die Ahndung von Angriffen auf Minderheiten
- Religionsfreiheit in Indien
Präsident Ram Nath Kovind, Neu-Delhi/Indien
Botschaft der Republik Indien, I. E. Frau Mukta Dutta Tomar, Berlin
Die Befürchtungen indischer Christen und anderer religiöser Minderheiten bestätigen sich: Seit die rechtskonservative, radikalhinduistische Partei BJP bei der indischen Parlamentswahl im Frühjahr 303 der 545 Sitze im Parlament gewonnen hat (wir berichteten im Juni), habe es eine Serie von Gewalttaten gegen Christen in Uttar Pradesh und fünf weiteren Bundesstaaten gegeben. Das berichtet die österreichische Zeitung Der Standard unter Berufung auf die Organisation für Religionsfreiheit Alliance Defending Freedom.
Dorfbewohner gehen auf christliche Nachbarn los
Am 14. Juni sei es, wie die christliche Nachrichtenplattform Morning Star News berichtet, zu einer bedrohlichen Drangsalierung christlicher Familien in dem ostindischen Dorf Mahuatoli (Bezirk Gumla, Bundesstaat Jharkhand) gekommen. Die Dorfgemeinschaft habe zwölf christliche Familien unter Druck gesetzt, ihrem Glauben abzuschwören. Zehn von ihnen, so berichtet Morning Star News weiter, seien aufgrund von Todesdrohungen aus dem Dorf geflohen.
„Hier im Bezirk Gumla gab es auch vorher immer mal wieder Bedrohungen, aber bisher ist es nie auf diese Weise eskaliert“, erklärt der örtliche Pfarrer Boyen Munda gegenüber Morning Star News. Es habe zwar Gespräche zwischen dem Dorfrat, den örtlichen Religionsführern und Vertretern der christlichen Familien gegeben, um die Lage zu beruhigen. Gangadhar Munda betonte im Namen der Christen: „Wir haben den Dorfvorstehern gesagt, dass wir ihre Entscheidung nicht billigen und dass wir frei in der Ausübung unserer Religion sind. Wir gehören diesem Dorf rechtmäßig an und haben kein Verbrechen begangen.“ Die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gruppen konnten auf diese Weise allerdings nicht beigelegt werden, sondern spitzten sich eher zu. Am 17. Juni gingen die christlichen Familien laut eigener Aussage zur Polizeistation Bharno, um eine Beschwerde einzureichen. Die Beamten hätten Hilfe verweigert. Von Seiten der Polizei hieß es allerdings gegenüber Morning Star News, es hätte überhaupt keine entsprechende Eingabe gegeben, sonst hätte man selbstverständlich eingegriffen.
„Lynchmorde sind weit verbreitet“
Seitdem der nationalistische Hinduismus in den letzten Jahren an Einfluss gewann, sind die Übergriffe auf Christen und Muslime heftiger und häufiger geworden. Insgesamt 311 Menschen seien seit 2012 angegriffen, 47 von ihnen in teils brutalen Lynchmorden getötet worden, so Vatican News. BBC berichtet von einem tödlichen Übergriff auf den 24-jährigen Muslim Tabrez Ansari im Juni durch einen Mob aufgebrachter Hindus. Ein Video von der Bluttat, in dem man den jungen Mann unter Tränen um sein Leben flehen sieht, kursierte im Internet. Fünf mutmaßliche Täter wurden daraufhin verhaftet.
Bereits im September 2017 forderte der Oberste Gerichtshof die Bundesstaaten auf, mit „starken Maßnahmen“ gegen die öffentliche Verfolgung religiöser Minderheiten vorzugehen. „Aber bisher ist absolut nichts passiert“, sagt der indische Jesuitenpater und Menschenrechtsaktivist Cedric Prakash gegenüber Vatican News. Das Problem der Lynchmorde sei so weit verbreitet, dass es „als ein gesetzlich strafbarer Terrorakt betrachtet“ und dafür eine entsprechende gesetzliche Grundlage geschaffen werden müsse, so der katholische Geistliche.
Doch die regierende BJP hat selbst viele radikal-hinduistische Mitglieder; so war beispielsweise Ministerpräsident Narendra Modi laut Britannica lange führendes Mitglied der rechtsgerichteten Nationalen Freiwilligenorganisation (Rashtriya Swayamsevak Sangh). Deren Selbstbild definiert sich, wie das ehemalige Mitglied Des Raj Goyal in seinem kritischen Buch über die Organisation berichtet, unter anderem so: „Die Nicht-Hindus, besonders die Moslems und Christen, sind Feinde von allem, was Hindu ist, und müssen (…) als Bedrohung behandelt werden.“
Mit unserer Protestaktion setzen wir uns für die Religionsfreiheit in Indien und für den Schutz religiöser Minderheiten ein. Wir fordern, dass die Verantwortlichen für die Bedrohung der christlichen Familien in Mahuatoli zur Rechenschaft gezogen werden, die geflohenen Familien in ihre Häuser zurückkehren können und vor weiteren Übergriffen geschützt werden.