Indien: Christen in Angst

Unter Ministerpräsident Narendra Modi und seiner rechtskonservativen, hindunationalistischen Partei BJP wurde die Situation religiöser Minderheiten in den vergangenen Jahren immer schwieriger.
Indien hat vom 11. April bis zum 19. Mai ein neues Parlament gewählt. Besonders für religiöse Minderheiten ist der Wahlausgang entscheidend. Mit unserer Protestkampagne möchten wir uns für deren Schutz einsetzen.
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  • den Schutz religiöser Minderheiten
  • Religionsfreiheit
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Präsident Shri Ram Nath Kovind, Neu Delhi/Indien

In Kopie an

Botschaft der Republik Indien, I. E. Frau Mukta Dutta Tomar, Berlin

Am 30.07.2019 abgelaufen
Sehr geehrter Herr Präsident, mit großer Sorge entnehme ich internationalen Medienberichten, dass in Indien die Situation religiöser Minderheiten teilweise sehr schwierig geworden ist – insbesondere der Christen und Muslime. Angehörige dieser und anderer religiöser Gruppen sehen sich, seitdem der Einfluss der BJP wächst, zunehmend Verfolgung und Bedrohung ausgesetzt. Ich bitte Sie höflich, sich unabhängig vom Ausgang der diesjährigen Parlamentswahlen für die Religionsfreiheit und für die Rechte religiöser Minderheiten in Indien einzusetzen.
Dear Mr. President, It is with great concern that I gather from international media that the situation of religious minorities in India has become very difficult in some cases – especially amongst Christians and Muslims. Members of these religious groups and others have become exposed to increasing persecution and intimidation since the influence of the BJP has grown. I cordially request you to stand up for religious freedom and for the rights of religious minorities in India, regardless of the outcome of this year's parliamentary elections. Yours faithfully.

900 Millionen Inder waren für die diesjährigen Parlamentswahlen wahlberechtigt – zwei Drittel von ihnen jünger als 35 Jahre. Arbeitslosigkeit, Umweltverschmutzung und Korruption sind nur einige der Probleme, die vor allem die jungen Wähler beschäftigen. Groß waren ihre Hoffnungen bei den letzten Wahlen 2014, und sie lagen vor allem auf der rechtskonservativen hindu-nationalistischen Partei BJP. Der von der BJP gestellte Ministerpräsident Narendra Modi hatte viel versprochen: Neue Jobs, wirtschaftliche Entwicklung und Modernisierung solle es in einem stolzen hinduistischen Indien geben, berichtet die ZEIT. 31 Prozent der Wähler hatten darauf vertraut und die Partei 2014 gewählt.

Minderheiten fürchten Hindu-Radikalisierung

Der Euphorie ist trotz einiger Erfolge, welche die Partei für die letzten fünf Jahre vorweisen kann, bei vielen Wählern Ernüchterunggefolgt. Vor allem die zum Teil gewaltvolle Unterdrückung religiöser und anderer Gruppen hat seitdem massiv zugenommen. „Ich bin Christin und gehöre damit zu einer Minderheit“, erklärt zum Beispiel die 25-jährige Leena gegenüber der ZEIT. „Es hat viel Gewalt gegeben gegen Minderheiten unter der BJP-Regierung Modis. (…) Bevor die BJP angefangen hat, ihre Vormachtstellung als Hindus zu verfechten, habe ich eigentlich sehr friedlich gelebt. Ich selbst habe seitdem zwar keine Gewalt erlebt. Aber wenn ich Politiker sagen höre, Indien sei ein hinduistisches Land oder Inder zu sein hieße, ein Hindu zu sein, fühle ich mich ausgeschlossen. Auch in sozialen Medien lese ich oft, wie abwertend dort über Christen und Muslime gesprochen wird.“ Hoffnungszeichen hatte im Mai 2018 über mehrere Angriffe auf christliche Einrichtungen berichtet und zum Protest aufgerufen.

Unter Ministerpräsident Narendra Modi und seiner rechtskonservativen, hindunationalistischen Partei BJP wurde die Situation religiöser Minderheiten in den vergangenen Jahren immer schwieriger.
Unter Ministerpräsident Narendra Modi und seiner rechtskonservativen, hindunationalistischen Partei BJP wurde die Situation religiöser Minderheiten in den vergangenen Jahren immer schwieriger.

Trotz dieser von der BJP offenbar unterstützten Unterdrückung religiöser Minderheiten sagten die Wahlprognosen noch im Mai einen erneuten Sieg der Partei voraus, wie die tagesschau berichtete. Die Verkündung der Wahlergebnisse wurde für den 23. Mai erwartet. Da dieser Termin nach dem Redaktionsschluss für unser Magazin lag, konnten wir uns nicht auf offizielle Ergebnisse berufen. Mit unserer Protestaktion richten wir uns daher an den amtierenden Staatspräsidenten Ram Nath Kovind mit der dringenden Bitte, sich unabhängig vom Ausgang der Wahl für die Religionsfreiheit und den Schutz religiöser Minderheiten in Indien einzusetzen. Danke, dass Sie sich mit Ihrer Stimme beteiligen!

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